Wir über uns

start2.jpgSeit 125 Jahren: Tura 76 Oldenburg e. V.

Ganz korrekt ist die Aussage - 125 Jahre Tura 76 - eigentlich nicht, denn der Verein hat eine sehr wechselvolle Geschichte. Den jetzigen Namen trägt er genau genommen erst seit dem Ende des 2. Weltkriegs. Damals musste sich der „TuS Osternburg von 1876" auf Anordnung der britischen Besatzungsmacht umbenennen. Man wählte die Bezeichnung „Verein für Turnen und Rasensport Oldenburg-0sternburg von 1876“ e. V., kurz Tura 76.

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Unser Vereinsemblem

Aber auch den „TuS Osternburg von 1876“ hat es nicht immer gegeben. Er entstand 1935 durch den Zusammenschluss des „Osternburger Turnvereins – OTV“ mit dem „Verein für Rasensport von 1903 – VfR“. In diesen beiden Vereinen haben viele der älteren Turaner einmal angefangen.
Der OTV wurde 1876 gegründet und hat damit zu der historischen Jahreszahl des Vereins geführt. Die erste Versammlung des VfR von 1903 fand im Februar 1919 statt. Mit diesem Datum wurde der Zusammenschluss des „Osternburger Fußballklubs von 1903“ und des „FC Eintracht von 1912“ vollzogen, eine Notwendigkeit, die sich aus den Folgen des 1. Weltkrieges ergab: Viele Mitglieder beider Vereine waren gefallen, außerdem hatte der Osternburger Fußballklub seinen Sportplatz am damaligen Schützenhof verloren und konnte mit der Gründung des VfR auf dem Eintrachtplatz weiterspielen bzw. seine Leichtathletik, die sich seit 1907 neben dem Fußballspielen entwickelt hatte, weiter betreiben.
Nach dieser kurz gefassten Datensammlung etwas mehr von Vätern, Müttern, Großmüttern und Großvätern unseres Tura 76: Die Grundidee vom Nutzen und der Tugend des Sports war 1811 im damaligen Deutschland durch Turnvater Jahn mit der Schaffung eines ersten Sportplatzes in Berlin in der "Hasenheide" gegründet worden. Von dort aus breitete er sich dann über ganz Deutschland aus und erreichte Mitte des vorigen Jahrhunderts auch Oldenburg. Der erste Verein war hier der Oldenburger Turnerbund, der 1859 gegründet wurde. Osternburg war damals (übrigens bis 1922) noch selbstständige Gemeinde mit eigener Gemeindeverwaltung, Gemeindevorsteher, Standesamt, Finanzkasse und zwei Polizisten. Eigene Sportmöglichkeiten gab es dagegen nicht. Osternburg hatte seinen eigenen Charakter. Gegenüber der großherzoglichen Hofhaltung in Oldenburg mit einer großen Beamtenschaft und vielen begüterten Bürgern war Osternburg geprägt von der Glashütte und einer Spinnerei mit der dazugehörigen Arbeiterschaft und im Ganzen vielen armen Bürgern. Deshalb wurde Osternburg auch „Rübenschweiz“ benannt, eine Bezeichnung, die noch bis in die Dreißigerjahre zu finden ist und die wohl darauf hinweisen sollte, dass die Steckrüben hier bei vielen Bewohnern das Hauptnahrungsmittel waren.
Trotzdem, oder vielleicht auch gerade deshalb, war es ein Oldenburger, der Stadtsekretär, später Oberstadtsekretär und schließlich Stadtinspektor Gustav Hummel, der der erste Vorsitzende des 1876 gegründeten OTV wurde. Gründungsmitglieder waren 22 junge Osternburger, von denen einige schon beim OTB in Oldenburg mitgeturnt hatten. Zum 1. Stiftungsfest war die Zahl der Mitglieder schon auf 155 gestiegen, ein Zeichen dafür, dass hier eine echte Bedarfslücke bestand.
Geturnt wurde zunächst im Saal des Schützenhofes, der, wie erwähnt, am Wunderburgpark stand. Doch die rasche Zunahme der Turnfreudigen machte sehr bald den Bau einer Turnhalle erforderlich. Diese wurde zweieinhalb Jahre nach der Vereinsgründung an der Bremer Straße (heute Nr. 56 mit Schlachterei Huffilter und Reformhaus Fricke, zwischendurch über viele Jahre die Heimstatt der Osternburger Feuerwehr) gebaut.


Unsere erste Turnhalle
1876 an der Bremer Straße

Da es damals weder Gas (das Gaswerk Osternburg am Gasweg wurde erst 1902 in Betrieb genommen und arbeitete bis 1927) noch Strom für die Beleuchtung gab - auch Wasserleitung und Kanalisation waren noch unbekannt - musste der Hallenwart vor jeder abendlichen Turnstunde die Glaszylinder putzen und die Petroleumdochte anzünden.
Als wichtigstes Jahr in der Vereinsgeschichte wird das Jahr 1879 genannt, in dem 174 junge Frauen dem Verein eine Fahne stifteten, womit er dann bei öffentlichen Veranstaltungen standesgemäß auftreten konnte. Inzwischen haben wir eine neue Vereinsfahne entwerfen und anfertigen lassen - sie wurde im Mai 2000 feierlich geweiht.
1898 wurde dann eine Frauenabteilung im OTV gegründet, 1901 kamen Kinderabteilungen dazu.

Noch das frühere OTV-Emblem

 
Der unvergessene Heinz Beßler mit seinen Schützlingen

Die alte Halle wurde zu eng, und so wurde 1904 eine neue Halle an der Ekkardstraße gebaut. Sie ist nach manchen Veränderungen, dem Wiederaufbau nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg und einer grundlegenden Erweiterung Anfang der 60er-Jahre heute noch der zentrale Punkt des Vereins, auch wenn bei den heute ca. 1750 Mitgliedern inzwischen in mehreren anderen Turnhallen der Stadt mit Schwerpunkt in Osternburg und Kreyenbrück Vereinssport betrieben wird.



Unsere Halle 1904 an
der Ekkardstraße
vor dem Umbau 1960

Das Sportangebot des OTV bestand zunächst in erster Linie aus Geräteturnen, bestenfalls mit zusätzlichen leichtathletischen Übungen. 1903 begann dann durch den neu gegründeten Fußballklub im Zuge der allgemeinen Entwicklung dieser Sportart die Fußballära auch in Osternburg. Die Nähe der damals schon als Fußballhochburgen bekannten Städte Bremen und Hamburg hat darauf sicher einen Einfluss gehabt. Die Gymnastikbewegung setzte erst in den 20er-Jahren ein. 1926 wurde eine Gymnastikabteilung für Frauen, 1927 eine für Männer gegründet. 1935 kam auch eine Ringerabteilung dazu. Heute kann man bei Tura Gymnastik und Turnen, Basketball, Aerobic, Jazzgymnastik, Ringen, Tischtennnis, Handball, Fußball, Schwimmen, Volleyball, Wandern und selbst Tennis und den Gesundheitssport betreiben.
1977 entschied die Abteilung Turnen und Gymnastik, statt Schauturnen einmal ein Musical aufzuführen. Wohl keiner hätte je daran geglaubt, dass sich so etwas verwirklichen ließe. Aber es wurde geschafft! Oldenburg stand „,kopf“, das hatte man von einem Turnverein noch nicht erlebt! „Singen, Tanzen, Spielen“ füllte die Weser-Ems-Halle! Durch das begeisterte Engagement von Herrn Greitner und allen Beteiligten war es möglich, im Laufe der Jahre noch vier weitere Musicals, nämlich „Eine Reise um die Welt“, „Stop die Zeit“, „Jasmin“ und „Erinnerungen“ in der Weser-Ems-Halle und der Aula der Cäcilienschule zum Teil mehrmals der Öffentlichkeit vorzustellen. Sogar in anderen Städten wurden diese Aufführungen gezeigt.



Das Musical "Jasmin"

1978 wurde die Tennisanlage an der Klingenbergstraße eingeweiht, 1980 erweitert und hat jetzt 9 Außenplätze. Daneben besteht die Möglichkeit, die vereinseigene Tennishalle zu benutzen.
Aber nicht nur Sport treiben konnten und können die Mitglieder unseres Vereins. Auch das Festefeiern haben sie immer gekonnt. 1893 schon wurde vom OTV das Kreisturnfest ausgerichtet, was damals eine hohe Ehre war und an dem 73 Vereine teilnahmen. Neben vielen lokalen und regionalen Wettbewerben, die in früheren Zeiten immer in sehr festlichem Rahmen durchgeführt wurden und an denen die Fußballer einen sehr starken Anteil hatten, sind die Fahrten zu den Deutschen Turnfesten, besonders nach Köln (1928) und Köln (1933), verbunden mit großen Rhein- und Deutschlandfahrten den Teilnehmern - ihre Zahl lag damals zwischen 50 und 70 - in bester Erinnerung geblieben. Aber auch die Stiftungsfeste des Vereins hatten es in sich. In den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es als Einlage dazu, aber auch für andere Festlichkeiten, einen eigenen Vereinszirkus mit dem Namen „Phalobautia“. In den 20er-Jahren wurde in jedem Jahr über zwei Tage das „Rübenschweizer Heimaffest“ mit umfangreichem Programm unter starkem Engagement des OTV gefeiert. Dann gab es die mit großem Aufwand inszenierten „,Öbunta“ (Öffentlich bunte Abende des OTV), mit denen bis zu 4.000 RM (heute etwa 20.000 DM) als Überschuss erwirtschaftet wurden. Bekannt bis heute sind der Tanz in den Mai und der Weihnachtsball des Vereins am 25. Dezember (der leider kaum mehr wahrgenommen wird), von denen man in den 60er und 70er-Jahren in ganz Oldenburg sprach. Gefehlt haben im Vereinsleben nie die Kohlfahrten, auf denen mitunter erstaunliche Wegstrecken zurückgelegt wurden und dementsprechend sicher auch große Mengen an Kohl und Pinkel mit den dazugehörigen, vor allem alkoholischen Beigaben, verzehrt wurden. Seit 1980 wird in der Halle für unsere Kinder auch Fasching gefeiert. Dazu gehört auch der Kinderausflug in jedem Jahr und die Weihnachtsbescherung in der Halle für die jüngsten Turner sowie der Familienwandertag am 17. Juni.
Unser Verein feierte im Juni 1996 seinen 120. Geburtstag. Dieses Ereignis begingen wir mit vielen vereinsinternen Aktivitäten sowie der Rot-Weißen-Nacht in der „Harmonie“.
Höhepunkt der Geburtstagsfeier war die Übergabe der Sportplakette des Bundespräsidenten. Vor über hundert geladenen Gästen aus Sport, Politik und öffentlichen Leben überreichte Oberbürgermeister Dieter Holzapfel die begehrte Plakette in einer Feierstunde an unseren Vorsitzenden Dieter Lüdemann mit dem Wortlaut:

„Dem Verein für Turnen und Rasensport Osternburg von 1876 in Oldenburg verleihe ich die Sportplakette des Bundespräsidenten als Auszeichnung für die in langjährigem Wirken erworbenen Verdienste um die Pflege und Entwicklung des Sports".
Roman Herzog



Die Vorstandsmitglieder Hans-Günther Bartels, Gerda Beßler,
Ernst Davids, Dieter Lüdemann und Hergen Spark
freuen sich mit Mathias Schachtschneider (3.v.l.) über die Auszeichnung

Weiter sagte der Oberbürgermeister, 120 Jahre seien schon ein würdiger Anlass zur Rückbesinnung. Mit Stolz könne man sagen, Tura habe zwei Weltkriege überdauert, denn gerade die jungen Turner wurden zum Wehrdienst gerufen. Kameradschaft und Freundschaft haben dazu geführt, dass auch schwierige Zeiten überstanden wurden.
Ein Streichquartett des Staatstheaters sorgte für musikalische Umrahmung, und, nachdem Dieter Lüdemann die GIückwünsche aus Sport, Politik und öffentlichem Leben entgegengenommen hatte, blätterte Mathias Schachtschneider in der Chronik des Vereins. In mühevoller Kleinarbeit hatte er in alten Zeitungen, Büchern und Aufzeichnungen 120 Jahre Vereinsleben zusammen getragen. Es war beeindruckend, wie in Jahrzehnten die große Tura-Familie auf über 2000 Mitglieder gewachsen und damit zum drittgrößten Verein Oldenburgs geworden ist.
Nach der offiziellen Feierstunde konnten die Gäste bei Sekt und kaltem Buffet die gewonnenen Eindrücke verarbeiten.
All dies kann natürlich nur ein kleiner Einblick in die Vereinsgeschichte sein. Doch nun steht das 125. Stiftungsfest vor der Tür. Es sollte den vielen früheren Aktivitäten des Vereins nicht nachstehen, sodass ein zukünftiger Chronist in seiner Schilderung nicht daran vorbeigehen kann. Wir haben das jetzt in der Hand - und sind hoffentlich alle mit vollem Herzen dabei.

H. Spark

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